Jüdisches Leben in Israel im Frühling

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Heiliges Land

Studien- und Begegnungsreise

Man lernt sich selbst erst in der Fremde richtig kennen: Seine eigene religiöse Identität bildet man anhand der wertschätzenden Begegnung mit anderen religiösen Traditionen. Lernen Sie auf dieser Studien- und Begegnungsreise, die von zwei Jüdinnen verschiedener jüdischer Richtungen (modern orthodox; masorti) gemeinsam konzipiert wurde, das Judentum in Israel kennen.
Der Staat Israel ist das einzige Land der Welt, in dem das Judentum die Mehrheitsreligion darstellt. Aber auch außerhalb Israels spielt dieses Land als kulturelles Zentrum des Judentums eine zentrale Rolle. Schon in der Vergangenheit war vor allem Jerusalem ein Sehnsuchtsort. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels, von dem heute noch die Stützmauer des Tempelberges steht („Klagemauer"), projizierten Jüdinnen und Juden fast 2000 Jahre lang ihre Sehnsucht nach politischer und religiöser Freiheit auf diesen Ort. „Nächstes Jahr in Jerusalem“ wünscht man am Ende des Sederabend zu Pessach. „Im Osten weilt mein Herz, doch ich bin im fernen Westen. Wie kann mir da schmecken, was ich esse …“, sang bereits im 12. Jahrhundert ein jüdischer Poet im muslimischen Spanien. Er wusste, dass das Judentum im Norden Israels begann. Hier war es, wo die Gelehrten des Sanhedrin das rabbinische Judentum formten und wo die älteste Schrift des rabbinischen Judentums, die Mischna, entstand. Der Bibelkommentator Nachmanides schrieb 1264 seinem Sohn: „Es gibt viele verlassene Orte und große Einöden. Je heiliger der Ort, desto größer die Verwüstung, die er durch die Hände des Feindes erlitten hat.“ In Jerusalem lebe kein Jude mehr, nur Pilger würden die Ruinen des Tempels besuchen. Nachmanides begann, regelmäßige Gottesdienste in Jerusalem zu halten. Im 16. Jh. wurde vor allem Sefat, ein malerisches kleines Örtchen auf einem Berg zum Zentrum der Erneuerung des Judentums. Die rabbinische Ordination wurde hier wieder eingeführt und die Kabbala, die jüdische Mystik, erhielt hier eine Gestalt, die seitdem das Judentum prägen wird. In Sefat entsteht zum Beispiel das „Kabbalat Schabbat“ Gebet. Mit dem Aufkommen des politischen und des kulturellen Zionismus rückte der Fokus erneut auf dieses Land. Immigranten aus Europa gründen im 20. Jh. die Stadt Tel Aviv als erste moderne israelische Stadt nach den Plänen von Theodor Herzl. Jüdinnen und Juden, die in den letzten 100 Jahren nach Israel einwanderten, kamen aus über 70 verschiedenen Ländern und brachten verschiedene Sprachen, Kulturen, Essgewohnheiten und Gebräuche ins Land. Doch sie alle feiern die gleichen Feste und gründen sich auf die gleichen heiligen Texte. Sie fühlen sich verbunden durch die gemeinsame Liebe zum Land Israel.
Wie wird das Judentum im Staat Israel gelebt? Ist Judentum Religion, Nation, Kultur, Volk oder anderes? Vermischen sich in Israel die verschiedenen Kulturen der Juden, oder leben die Einwanderer noch gemäß den Traditionen ihrer Herkunftsländer? Gibt es interreligiösen Dialog in Israel? Wie werden die Festtage in Israel erlebt? Gibt es eine Trennung von Staat und Religion in Israel oder ist Israel ein „jüdischer Staat“? Was wird in den Schulen über das Judentum gelehrt?
Auf dieser Reise werden Sie das jüdische Leben in Israel hautnah erleben: Sie werden für das Judentum wichtige Stätten besuchen und für die Geschichte des Judentums wichtige Museen. In Lernvorträgen zum Thema Judentum und Israel sowie durch Begegnungen mit Vertretern der verschiedenen modernen jüdischen Richtungen lernen Sie verschiedene jüdische Sichtweisen zu Themen kennen. Wir werden Begegnungen haben mit ultraorthodoxen, national-religiösen, säkularen, aschkenasischen und sephardischen Juden, wir werden die Spiritualität des israelischen Reform-Judentums kennenlernen, den Hauptsitz der Weltunion für Progressives Judentum besuchen und zu Gast sein in der Konservativen Jeschiwa. Die Höhepunkte dieser Reise werden die Teilnahme an Gottesdiensten und Schabbatfeiern in verschiedenen Synagogen sein.
Da wir zur Zeit von Purim im Land sind, werden Sie die einmalige Gelegenheit haben, Schuschan Purim in Jerusalem zu erleben. Jeden Abend wird es ein Lehrhaus-Lernen geben. Hier werden wir uns mit dem Buch Esther aus jüdischer Sicht beschäftigen, das Fragen aufwirft zu Themen wie: Macht und Machtmissbrauch, die Rolle von Frauen, Antisemitismus und jüdisches Überleben.

Termine

Reisenr.TerminePreisVerfügbarkeit
HL4I730222.09.24 – 30.09.24 3.495,- Buchen 
  Dr. Annette Boeckler
HL4I730320.10.24 – 28.10.24 3.795,- Buchen 
  Dr. Annette Boeckler

Auf einen Blick

  • Die Feste Purim und Schuschan Purim in Jerusalem erleben
  • Das Buch Esther in jüdischer Tradition studieren
  • Begegnungen mit Vertretern verschiedener Strömungen des Judentums
  • Den Schabbat erleben
  • Wichtige Orte für die Geschichte und Gegenwart des Judentums
  • Die Pluralität modernen jüdischen Lebens kennenlernen
  • Unterbringung in Hotels, in denen jüdische Tradition gelebt wird

Reiseverlauf

1. Tag: Anreise und Ankommen
Linienflug nach Tel Aviv: Begrüßung durch die örtliche Reiseleitung; Hotelbezug für eine Nacht; Begegnungsabend. (ca. 15 km)

2. Tag: Jüdisches Leben in Tel Aviv
Besuch des ANU-Museums, das anschaulich die Geschichte des jüdischen Volkes von den Ursprüngen bis zur Gegenwart erzählt. Bei einem ausgiebigen Rundgang durch Tel Aviv lernen wir die erste moderne israelische Stadt kennen, die im 20. Jh. von Immigranten aus Europa gegründet wurde. Hier erleben wir ein überwiegend säkulares Judentum. Am Abend Fahrt nach Jerusalem: Hotelbezug für fünf Nächte. (ca. 70 km)

3. Tag: Jüdisches Leben in Jerusalem, Erev Schabbat Sachor („Gedenke")
Jüdisches Leben in Jerusalem, Erev Schabbat Sachor („Gedenke")
Jerusalem, das durch König David seine Funktion als Regierungsort und zentralem Kultort erhielt, prägte die Geschichte des Judentums. Es wurde zu einem Ort der Sehnsucht und zu einem der geographischen Zentren des Judentums. Heute ist es ein Ort, in dem viele Religionen mit ihren verschiedenen Konfessionen und Denominationen zusammenleben. Auch das Jerusalemer Judentum ist bunt und vielfältig. Wir werden das ultraorthodoxe Judentum kennenlernen. Wir werden in der konservativen Jeschiwa in Jerusalem empfangen werden und einen nicht-orthodoxen Gottesdienst besuchen. (ca. 10 km)

4. Tag: Schabbat in Jerusalem
Wir erleben Schabbat in Jerusalem. Es ist Schabbat Sachor „Gedenke", benannt nach Deuteronomium 25,17-19. Der Tag beginnt mit der Teilnahme am Schabbat-Gebet in Shira Chadasha, einer orthodoxen Gemeinde, in der auch Frauen im Gottesdienst beteiligt sind. Nach dem Gottesdienst werden wir ein Gespräch mit Gemeindegliedern haben. Ein Schabbat-Spaziergang führt uns über den Zionsberg Richtung Altstadt und durch das jüdische Viertel mit der Klagemauer.

5. Tag: Erev Purim in Jerusalem
Am Vormittag Zeit zur freien Verfügung in Jerusalem – es besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an christlichen Gottesdiensten. Heute ist an den meisten Orten Purim, doch nicht so in Jerusalem. Am Nachmittag Besuch des Herzl Museums. Wir lernen verschiedene jüdische Sichtweisen auf das Purim-Fest kennen und erleben am Abend eine Megilla-Lesung (Lesung des Buches Esther).

6. Tag: Shushan-Purim in Jerusalem
Heute sehen wir die Purim-Feiern in Jerusalem. Am Abend hören wir einen Vortrag zur Entstehung des rabbinischen Judentums und seinen wichtigsten Schriften: Mischna und Talmud.

7. Tag: Galiläa und das rabbinische Judentum
Fahrt in den Norden Israels. Wir werden Beit She'arim besuchen, wo sich das Grab von Jehuda Hanassi, dem Redaktor der Mischna befindet. Besuch von Tzippori, einem der Orte des antiken Sanhedrins, der obersten religiösen und rechtlichen Instanz zur Zeit von Mischna und Talmud. Fahrt zum Kibbutz-Hotel Lavi: Hotelbezug für zwei Nächte. (ca. 185 km).

8. Tag: Judentum in Sefat
Ausflug nach Sefat, das neben Jerusalem ein weiterer sehr wichtiger Ort des Judentums ist. Hier wurde die mittelalterliche Kabbala entwickelt, hier entstanden wichtige religiöse Bräuche (wie Kabbalat Schabbat, Tikkun Leyl Schawuot, die Anordnung des Seder-Tellers, u.v.m.). Wir werden durch diese kleine Stadt mit ihren malerischen kleinen Gassen und hellblauen Häusern spazieren gehen und die wichtigsten Synagogen dort besuchen. Wir lernen über Architektur und Funktion der Synagoge und werden einem Sofer (Tora-Schreiber) über die Schulter schauen und besichtigen eine moderne Mikwe (Ritualbad). Am Abend genießen wir ein traditionelles sephardisch-jüdisches Abendessen mit Erzählungen über die Einwanderung von Juden aus arabischen Ländern.

9. Tag
Abschluss und Rückreise
Nach einem abschließenden Gespräch, Fahrt zum Flughafen (ca. 150 km), Rückflug nach Wien.

Leistungen

  • Linienflug ab Wien nach Tel Aviv und zurück (andere Abflughäfen auf Anfrage)
  • Unterbringung in Doppelzimmern in guten Mittelklassehotels
  • Halbpension
  • BiR-Reiseleitung wie beim Termin angegeben
  • zusätzliche deutschsprachige örtliche Reiseleitung
  • grundsätzlich in unseren Reisen enthaltene Leistungen: s. Seite xx

Im Preis nicht enthaltene Leistungen

  • An- und Abreise zum/vom Flughafen. Zur Ergänzung Ihrer individuellen Absicherung raten wir Ihnen dringend zum Abschluss einer Reiserücktrittskosten-/Reiseabbruchversicherung sowie einer Reisekrankenversicherung, die auch Rückführungskosten bei Unfall oder Krankheit deckt.

Zusatzleistungen:

Einzelzimmerzuschlag HL4K7301 und HL4K7302 995,-
Einzelzimmerzuschlag HL4K7303 1 240,-

Zusatzinfos

Anmerkungen

Die Tage beginnen mit einer kurzen Meditation um 8.45 Uhr und enden am Abend um 21.30 Uhr mit einer interreligiösen Reflexion über die Eindrücke des Tages, jeweils max. 30 min., an denen teilzunehmen jedem und jeder offensteht. Dazu gibt es jeden Abend 45 min vor dem Abendessen: Jüdisches Lehrhaus: Lernen zu jüdischen Themen passend zur Jahreszeit.

Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen weisen wir darauf hin, dass die angebotenen Reisen im Allgemeinen für Personen mit eingeschränkter Mobilität nicht geeignet sind. Auf Ausnahmen wird bei den entsprechenden Reisen hingewiesen.

Ihre Reiseleiterin:

„Ich schätze die Vielfalt des Lebens, durch die man als Mensch lernt und reift. Daher liebe ich das Lehrgespräch und den Dialog über heilige und philosophische Texte und über Themen, die uns wachsen lassen. Fundierte wissenschaftliche Forschung in einer Weise zu vermitteln, dass sie verstanden wird und Interesse am Thema weckt, liegt mir am Herzen. Ich bin im Rheinland und am Niederrhein aufgewachsen und studierte Theologie mit den Schwerpunkten Bibelwissenschaft, Judaistik und Altorientalistik in Deutschland und der Schweiz. Ich promovierte in Wuppertal über die Entwicklung der Vorstellung von Gott als Vater in der Hebräischen Bibel. Seitdem lehre, forsche und schreibe ich zu Themen der jüdischen Bibelauslegung und jüdischen Liturgie und Theologie sowohl in akademischen Fachzeitschriften und -büchern als auch in allgemeinverständlichen Publikationen, wie „Welt und Umwelt der Bibel". Ich wurde in die Entstehung des liberalen Judentums in Deutschland Mitte der 90er Jahre involviert und übersetzte das erste vollständige liberale jüdische Gebetbuch in Deutschland in enger Zusammenarbeit und fast wöchentlichen Telefonaten mit Rabbiner Jonathan Magonet. Diese Arbeit ließ mich meinen Weg ins Judentum finden. Es folgte die Übersetzung und Bearbeitung des Kommentars zur Tora von Rabbiner W.G. Plaut in fast täglicher Kommunikation mit Rabbiner Plaut. Geprägt haben mich die zehn Jahre, in denen ich in Berlin gelebt habe. Dort arbeitete ich als Dozentin für Liturgie und jüdische Bibelauslegung am Abraham Geiger Kolleg und war aktives Mitglied der Synagoge Oranienburger Straße (masorti). Es folgten drei Jahre als Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bibel und jüdische Bibelauslegung an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und dann zehn Jahre Lehrtätigkeit in Bibelauslegung und jüdischer Liturgie am europäischen Rabbinerseminar Leo Baeck College in London, wo ich auch die Institutsbibliothek leitete. In London wurde ich aktives Mitglied der Synagoge Kol Nefesch Masorti und leitete dort regelmäßig Gottesdienste, las aus der Tora vor, hielt Predigten, und leitete Gemeindediskussionsgruppen. Außerdem war ich aktiv in der Kinderarbeit (Cheder) und Ausbildung von Bat Mitzwas in der Belsize Square Synagogue. Nach dem Brexit lebte ich einige Jahre in der Schweiz und leitete als Nachfolgerin von Michel Bollag den jüdischen Fachbereich des Zürcher Lehrhauses. Ich begann damals auch eine Rabbinatsausbildung am Leo Baeck College, die ich nach dem Brexit am Levisson Institut Amsterdam fortsetzte. Sie kennen mich vielleicht durch meine regelmäßigen Ansprachen „Schabbat Schalom" im Norddeutschen Rundfunk. Seit August 2023 bin ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am International Center for Comparative Theology and Social Issues an der Universität Bonn tätig. Ich freue mich, Sie bald kennenzulernen und mit Ihnen an ausgewählten Orten vor Ort Aspekte der jüdischen Geschichte und Theologie zu studieren und zu diskutieren.“

Dr. Annette M. Boeckler, Bonn


Ihr örtlicher Guide:

„Als diplomierte Reiseleiterin in Israel bereitet es mir immer eine große Freude, Gäste aus der ganzen Welt durch das Land zu führen. Ich möchte ihnen die Vielfältigkeit dieses kleinen, aber so bedeutungsvollen Stück Land zeigen, seine Kultur und Leute, seine Geschichte und Religionen, seine Städte und Landschaften. Ich bin in der Schweiz aufgewachsen. Dort lernte ich einer jüdischen Schule bis zur Mittelstufe, und danach besuchte ich in ein städtisches Gymnasium in Zürich. Ich war Mitglied eines zionistisch-religiösen Jugendbundes, was meine Jugend sehr geprägt hat. Nach dem Abitur wanderte ich nach Israel aus. Nach einem einjährigen Kibbutzaufenthalt ließ ich mich in Jerusalem nieder, wo ich Geschichte und Chinesisch an der Hebräischen Universität in Jerusalem studierte und eine Ausbildung als Geschichtslehrerin absolvierte. Nachher arbeitete ich als Sozialpädagogin in verschiedenen jüdischen Jugendzentren und Bildungsinstitutionen sowohl in der Schweiz als auch in Israel. Meine nächste Karriere war dann in einer Reiseagentur in Jerusalem, wo ich Programme für maßgeschneiderte Bildungsreisen nach Israel zusammenstellte und organisierte. Nachdem ich die Ausbildung zur Reiseleiterin in Israel absolvierte, führte ich auch ein Teil dieser Reisen selbst. Heute arbeite ich ausschließlich als freischaffende Reiseleiterin (deutsch, französisch, englisch und hebräisch). Meine Freizeit ist meinen Enkelkindern und Freunden gewidmet, sowie der Weiterbildung und Freiwilligenarbeit. Es freut mich, Sie bald kennenzulernen und Sie durch Jerusalem und das ganze Land Israel zu führen.“

Michal Elbaz, Jerusalem


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